Dirk´s Wort dazu:
Schön, schöner , Woltersdorf! Schwer, schwerer, Woltersdorf!
Da startet man in Woltersdorf vier Jahre lang immer am ersten Novemberwochenende bei klirrender Kälte und Frost und ausgerechnet 2010, als es sogar noch eine Woche später losgeht, haben wir Frühlingstemperaturen von 15°C … ich hör’ schon wieder die CO2-Phobiker und Global-Warming-Verfechter aufschreien, die ja im letzten Winter alle schön die Klappe gehalten haben. ;o) Naja – aber der Frost war ja da – wer’s nicht mitbekommen hat, bei uns im Skulpturenpark in Katzow eine Woche zuvor waren die Wiesen morgens weiß und man hätte fast ´nen Eiskratzer für die Sitzbank gebraucht.
So - nun zum aktuellen Geschehen in Wolters- … ähm … Rüdersdorf, denn der Start erfolgte diesmal in der Partnergemeinde. Aber es bleibt ja quasi alles in der „Familie“, denn wie sich der Zusammenhalt zwischen Wolterdorfern, Rüdersdorfern und den einheimischen Motorsportlern darstellt, ist einfach gigantisch. Man kann nur jährlich wiederholen, dass es absolut klasse ist, was dort für uns auf die Beine gestellt wird … vor allem, weil es jedes Jahr noch einen drauf gibt.
Der verlegte Startpunkt anlässlich der 775 Jahrfeier der Rüdersdorfer in den dortigen Museumspark des Tagebaus war nicht nur vom Ambiente (es sei nur der Park Fermé und die Anmeldungshalle erwähnt) noch mal einen Zacken schärfer als der für einen Enduristen sowieso schon außergewöhnliche Rathausplatz in W-Dorf, sondern er hat auch noch als positiven Nebeneffekt den sonstigen Kritikpunkt beseitigt, dass man am Anfang jeder Runde auf den 7,5 km Straße erstmal ordentlich durchgefroren war.
In diesem Jahr ging’s also quasi umgehend ins Gelände und zwar gleich ins richtige, nämlich das am Tagebau direkt vor dem Windmühlen- oder Extremtest.
Extrem war an diesem Test mal wieder seine Länge von gut 10 Minuten (o.k. für einen Herrn Kehr gilt das natürlich nicht), die suuuper glitschigen Wiesenplateaus und - ich glaube, da wurde schon sehr häufig drüber gemeckert - die Staus in den Hobbyklassen.
Bevor man aber an die Startlinie rollen konnte, war erstmal Kräfte zehrendes Auffahrtenbewältigen angesagt, und zu den Wurzeln, die es zuhauf schon in Wolgast kennen zu lernen und zu bewältigen galt, kamen hier auch noch Matsch und Steine dazu. Danach war dann leider auch kein Arme ausschütteln vor der Prüfung möglich, denn Wolfgang Buske jagte uns bei der Fahrerbesprechung diesmal nicht ins Boxhorn und verriet uns gleich, dass die ZKs nicht üppig gesteckt sind. Wie kurz speziell die erste war, fanden dann nach ´ner knappen (so sollte es sein) - also eher nach ´ner guten Stunde - sehr viele Fahrer der Hobbyklassen raus. Was für die E1-3 ohne Staus wenig Probleme bereitete, mit meist 5 min Zeitpolster, ging vor allem bei den weiter hinten startenden Hobbypiloten nicht mehr. Schade, wenn nicht über das eigene, eventuell fehlende Fahrkönnen entschieden wird, wer die meisten Strafminuten auf der Etappe frisst, sondern nur durch Glück, weil man gerade mal keinen Stau hat, oder – was ich persönlich am blödesten und unfairsten finde – wer am „besten“ abkürzt. Man selbst kämpft sich ´ne Auffahrt hoch, womöglich erst im zweiten Versuch oder nach längerer Wartezeit, weil ein zu bergender Fahrer die einzig mögliche Spur versperrt, und von hinten kommen Fahrer, die kurzerhand an der Auffahrt vorbei rollen, Kraft und Zeit gespart haben und dann locker vor einem weiter fahren. Dieses Dilemma hat sich eigentlich im kompletten Tagebaugelände vor der SP1 abgespielt und steigerte sich in der zweiten Runde soweit, dass die „Umfahrungen“ breiter waren, als die eigentliche Spur. Da fällt es selbst dem ehrenvollsten Endurofahrer schwer, sich als einer der wenigen Verbliebenen ´ne Abfahrt runter und ´ne Auffahrt wieder rauf zu ackern, wenn er weiß, dass ein Großteil gemütlich die 20 Meter oben lang rollt (oder 60 Meter, um gleich drei Runter-Hochs einzusparen) – schade, schade. Aber so was wäre wohl nur mit noch mehr Personal zu verhindern, von dem der MC-W ja ohnehin schon beeindruckend viel aufzubieten hat. Wir staunen immer wieder, wie viele da mitziehen - wir konnten in Wolgast nicht mal die eigentlich geplante 1. DK im Steinloch in der Aufwärmrunde besetzen, was ja auch dort gleich wieder die Abkürzer auf den Plan rief. Es ist auf jeden Fall schön, wenn’s in einer Region noch so klappt, wie vom MC-Wolterdorf gezeigt.
Vor allem aber waren die Helfer nicht zu beneiden, die an den selektivsten Geländehürden den ganzen Tag Motorräder + Fahrer hochgezogen haben, welche durch den klebrigen Matsch mal locker noch 20 bis 30 kg mehr auf die Waage brachten und sich die Reiter in der zweiten Runde teilweise kaum noch selbst auf den Beinen halten konnten.
Der dann folgende erste Test lief für mich eigentlich ganz gut – kein Stau, keine harten Arme und trotz der extremen Schmierseife an einigen Stellen ohne Sturz. Allerdings sah das ganze von außen wohl eher so aus, als würde ich auf der Etappe unterwegs sein und nicht auf ´ner SP – die Auffahrten vor dem Test haben einfach zu viel Kondi verschlungen, als dass ich dass sprichwörtliche Messer noch hätte zwischen den Zähnen halten können. Aber das ging wahrscheinlich nicht nur mir so.
Wieder auf der Verbindungsetappe, mit den Geländekenntnissen der letzten Jahre und dem Wissen, dass sich die ZK-1 diesmal erst kurz vor dem Castroll-Test befindet, merkte ich schnell, dass das ´ne gaaanz ganz enge Sache wird, also gab ich ordentlich Gas, was mit meinem seit Katzow mit zwei Schräubchen bestückten kleinen Finger der rechten Hand erstaunlich gut ging. Ich ließ es also auf den sehr schönen Waldkilometern ordentlich fliegen, mein Bruder sogar noch mehr, da er noch ein, zwei Minuten wieder gut machen musste, weil er im ersten Test noch mit dicken Unterarmen zu kämpfen hatte. Wir kamen bestens voran und haben noch einige Fahrer überholt, doch leider war es trotzdem nicht mehr möglich, die Stauzeit wieder raus zu fahren, und so standen +7 Minuten für uns beide zu Buche, in der zweiten Runde durch oben geschilderte Probleme im Tagebau dann noch mal fünf.
Die SP unter der Freileitung fuhr sich wie gewohnt topp, vor allem die Hänge hatten wieder Grip ohne Ende und man konnte die E3-Pferdchen wieder ordentlich galoppieren lassen.
Auf dem Gras unterhalb ging auch alles paletti. Lediglich die Schleifen oben auf diesem Stoppelacker stellten mein Fahrkönnen mächtig auf die Probe, denn wenn man die Rille in den Kurven (von denen nicht mal alle eine hatten) nicht ordentlich getroffen hat, stand man beim beschleunigen nur quer. Ich fühlte mich gleich wieder eine Woche zurück auf den Acker in Katzow versetzt. Außer, dass meine Husky unten im Wald einmal aus ging und nicht recht wieder anspringen wollte, lief es auch hier – ich will nicht sagen schnell, aber - einigermaßen flüssig für mich. Nach den folgenden, bekannten Waldwegpassagen, die diesmal noch mit der einen oder anderen Extraschleife durchs Unterholz versehen wurden, kam man dann nach Woltersdorf zur Schleuse und schließlich zum Novum – dem Trial-Test. Beim Ankucken am Vortag machte nicht nur mir die Auffahrt auf die Double-Car-Section Kopfzerbrechen, da das Vorderrad genau am Frontscheiben-Ersatzbrett ankommen würde, wenn das Hinterrad am Kühlergrill feilt. Nur mein „kleiner“ Bruder war zuversichtlich, dass das ganz easy gehen wird. Was soll ich sagen … er hatte Recht – man konnte locker hoch rollen und wieder runter hopsen und zwar dank der verschraubten Bewehrungsgitter, die sich die Woltersdorfer Trial-Bauer bestimmt bei unserem Oktober-Enduro 2008 abgekuckt haben ( http://www.kujahns1.de/pics/albums/2008/081019_Wolgast/081019_110.JPG ). Die zwei schmalen Kisten direkt hintereinander gingen auch erstaunlich gut, obwohl man links und rechts im Falle eines Falles keinen Sicherungs-Fuß hätte absetzen können. Für mich und einige andere stellte dieser olle Transporter davor ein deutlich größeres Problem dar. Nicht nur, dass man aufpassen musste, sich nicht die Birne anzuhauen, nein – meist stand man mit dem Vorderrad vor dem fiesen Radkasten während die rückwärtigen Enduro-Competitions oder Metzeler-Sixdays unter Opferung einiger ihrer Stollen versuchten, das Vehikel durchzusägen. Zu meinem Bedauern hat das, bis ich in der zweiten Runde wieder da war, nicht geklappt, dat blöde Auto war noch an einem Stück. Da lag dann am Seiteneingang zwar ein Knüppel vor der Schwelle, der für mich aber leider kaum eine Verbesserung bedeutete – meine Husky ist für so was einfach zu lang. Auf den Bildern hab’ ich gesehen, dass nachher ´ne Palette davor lag – damit hätte ich’s dann garantiert auch locker geschafft – iiisch schwör’. :o) Zur Umfahrung, der offiziellen Pampers-Line, kann ich nichts sagen. Ich habe den Aussagen geglaubt, dass die deutlich länger dauert, bin Höffis Aufforderung nachgekommen und bin für die Zuschauer über die Hindernisse geschwebt, wenn ich das mal so sagen darf. :o) Hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Von mir aus kann’s 2011, wie schon von Herrn Albrecht (nach dem der Test wohl benannt war) bei der Siegerehrung angekündigt, mehr geben.
Nach der Trialstrecke ging’s dann noch mal ´n bisschen durch den Wald und wer heil um die in die Spur ragenden Äste rum gekommen ist (Andreas Lier hat es da ja leider, aber zum Glück wohl nicht irreversibel am Auge erwischt), kam dann wieder auf die Straße, die sonst gleich nach dem Start folgte. Dann ging’s über den verwaisten Straßendamm an der Autobahn hin und her, was sich in der zweiten Runde leider auch nicht mehr jeder gegeben hat, über die alten Gleisbette und durch das schon vom letzten Jahr bekannte Schlammloch, über die dicken Baumstämme und Reifen und dann ein Stück Bundesstraße entlang zur nächsten ZK. Diese war eigentlich gut zu schaffen, wenn man es irgendwie hin bekam, die blöde Ampel zu überlisten, die es partout nicht eingesehen hat, ein Geländemotorrad + Fahrer als gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer anzusehen und mal irgendwann auf Grün zu schalten. Nachdem wir dann schon zu fünft waren, brav mindestens zwei, wenn nicht drei Ampelphasen abgewartet hatten und der Herr im nachfolgenden PKW auch etwas begriffsstutzig war und einfach nicht auf die Induktionsschleife vor fahren wollte, erklärten wir uns halt vorübergehend zu Fußgängern und ließen diese dämliche Verkehrsbehinderungsanlage links liegen. Vielleicht hätte man bei der Anmeldung auch gleich noch Eisenplatten fürs Grün-Anschalten unter den Fahrern verteilen sollen.
Nach ein paar Minuten Pause an der ZK (hier hätten wir in der ersten Runde sogar locker wieder unsere Originalzeit geschafft) erwartete uns das völlig neue Etappenstück „Stalingrad“. Leider durften wir nicht „Enduro through the Gates“ fahren sondern nur dran vorbei, weil wieder irgendein Behördenheini was dagegen hatte, dass wir das Halleninnere vom imposantesten Gebäude vor Ort unter die Stollen nehmen durften. Es war dort trotzdem eine absolut geile Sektion mit kleinen aber gemeinen Auf- und Abfahrten, alten Gleisen, sau glatten Betonflächen, kleinen Hüpfern von Kanten runter und einer schönen Treppe. Wann kann man mit einer Enduro schon mal so ´ne lange Treppe befahren, ohne hinterher Angst vorm Polizeihubschrauber haben zu müssen?
Von dort kam man wieder zurück in den Museumspark, wo es noch mal hieß „Auf und Nieder - immer wieder“. Die nächste ZK – und da werden mir sehr viele LM-Fahrer beipflichten – hätte man auch getrost weglassen können, denn sie diente ja lediglich dazu, die Tankpause für alle gleich, ich sage mal kurz zu machen, denn sehr lang war sie mit den 10 Minuten nicht, zumal man ja auch noch wieder zum Start vorfahren musste. So stand man vier, fünf oder noch mehr Minuten vor der ZK, konnte seinen Benzinkanister unter Umständen schon sehen, durfte aber noch keinen Finger rühren. Das mag in der DM so gang und gäbe sein aber für ´ne LM tut das doch wirklich nicht Not. Die DM-Streiter bringt man damit eh nicht mehr aus der Ruhe, die hätten sich bestimmt auch nicht geärgert, wenn sie 5 Minuten länger fürs Tanken und vor allem essen und Trinken gehabt hätten. Also wozu so einen Stress bei den Hobby-Leuten erzeugen, die entgegen vieler E-Piloten in der Box alles selbst erledigen müssen – die haben oft keinen Helfer, geschweige denn eine große Helferschar dabei, die ihnen alles von der Banane über den Müsliriegel bis hin zur Tanktülle anreicht.
Irgendwie schien mir die Uhr dann am Start in die zweite Runde ´ne Minute vor zu gehen. Wir – ich glaube es waren insgesamt 4 oder 5 Fahrer - waren alle trotz Blick auf die eigenen Uhren ´ne glatte Minute zu spät da – „na prima“, dachten wir – das war dann Strafminute Nr.13 mit den bereits angesprochenen 5, die bei der ersten ZK der zweiten Runde noch folgen sollten. Die zweite Runde begann dann wie die erste, nämlich mit Stau und zwar diesmal nicht nur vor der SP sondern für mich auch mitten drin. In einer der Doppel-Auffahrten lagen zwei Leute und mir wurde die gelbe Fahne vorgehalten. Als die beiden dann endlich geborgen schienen, durfte ich los. Nach der hälfte des Weges nach oben stellte sich aber raus, dass die linke und einzig mögliche Spur noch immer blockiert war. Leider folgte ich den energischen rufen des Streckenpostens „Rechte Spur! Reeeechts!“ und fand mich nach ¾ des zweiten Teilstücks in tiefstem Schlamm wieder, in dem man nicht mal am Hang stehen konnte, geschweige denn alleine die Maschine bergen. Nach endlosen Minuten (ich glaube, am Ende waren’s so um die drei) und dem wehmütigen Blick meinem Bruder hinterher, der locker die linke Spur hoch treckerte, ging’s dann dank Hilfe weiter. Im Castroll-Test gab’s keine weiteren Vorkommnisse, bis auf eine tiefe Spurrinne im Sand unten in ´ner Linkskurve, in die sich `s Brüderchen verirrte, wodurch ich davor bewart wurde. Aber schon auf der Straße vor dem Trial-Test begann meine Husky zu stottern und ging in eigentlich jedem Gang aus, sobald die Drehzahl auch nur in die Nähe der des Leerlaufs absank. Keine Ahnung, woran das lag, aber es bescherte mir mächtig stramme Oberschenkel, denn so oft, wie in der dann folgenden Stunde habe ich mein Möp bestimmt im gesamten Jahr 2010 nicht ankicken müssen.
An der ZK-Stalingrad ging dann schon das Gerücht um, dass die Hobbyfahrer nur zwei statt der anberaumten drei Runden fahren sollen. Bis zur dritten ZK erhärtete es sich zu einer Offiziellen Info und an Start Ziel war’s dann Gewissheit, als uns die Lenkerkarten abgeknipst wurden. Wie sich dann einen Tag später rausstellte, kassierte ich durch mein Gekicke vor der ZK-3 in Runde 2 nochmal ´ne Minute, obwohl ich nach der dortigen Uhr 15 Sekunden vor Ablauf meiner Minute die Karte in aller Eile übergeben hatte. Der Streckenposten meinte dann, ich brauch mich nicht stressen, denn ich wurde ja schon mit der richtigen Zeit schriftlich notiert. Er hat dann in aller Seelenruhe meine Karte an den ZK-Kasten gehalten – aber wohl leider ´ne Sekunde zu spät. So waren’s dann am Ende 14 Strafminuten für mich und doch nicht der sechste Platz direkt nach meinem Bruder (wie noch bei der Siegerehrung) sondern der Siebte hinter Herrn Kuhn. Die zwei Punkte weniger hätten ihn aber auch keinen Gesamt-LM-Platz mehr gekostet und mir nix weiter gebracht – zumal ich aus zeitlichem sowie monetärem Mangel heraus sowieso nur die letzten beiden LM-Läufe mitgefahren bin.
Da wir in Wolgast ja unterwegs auch ´ne ZK bauen wollten, nur Ralf Dettmann damals technisch noch nicht dazu bereit war, haben wir 2009 in Woltersdorf mal vorsichtig angefragt, was dort der Zeitmess-Service gekostet hat – ich sag jetzt keine Zahl, aber das war das Gesamtbudget unserer ersten Geländefahrt. Wir haben also für 2010 wieder Ralf angeheuert und es hat super geklappt.
Leider sind in W-Dorf auch diesmal wieder einige der „Zauberkästen“ an den ZKs zeitweise ausgefallen (wie schon im letzten Jahr, als auf einmal bei vielen die Strafminuten von ZK-1 einfach verdoppelt wurden – was im Übrigen in den Ergebnislisten entgegen aller Beteuerung nicht mehr behoben wurde) und so auch wieder einiges von Hand ausgewertet werden musste. Die entstehenden Ergebnislisten finde ich im Vergleich zu denen von Ralf Dettmann ehrlich gesagt etwas unübersichtlich. Man kann z.B. nicht erkennen, an welcher ZK und in welcher Runde man wie viele Strafminuten bekommen hat. Dass es keine Championatswertung über alle Klassen geben kann, ist bei unterschiedlicher Rundenzahl klar. Aber warum gibt’s keine Gesamtwertung der Hobbyklasse? (Oder hab’ ich die nur übersehen?)
Mein Fazit für die Zeitnahme aus der Erfahrung der letzten beiden Novemberpokale ist jedenfalls, dass weniger manchmal nicht nur mehr ist, sondern unter Umständen auch noch deutlich besser als ein schreibmaschinenähnlicher Riesenschriebs aussieht.
So – genug der „harten“ Worte. Fakt ist, dass es mal wieder ein absolut geiler Novemberpokal war, der durch die witterungsbedingten Untergrundverhältnisse viele an ihre Grenzen oder darüber hinaus gebracht hat und es harte Kämpfe mit inneren Schweinehunden gegeben haben wird. Wer durchgehalten und nicht abgekürzt hat, kann sich beglückwünschen, zum härtesten Drittel der Enduro-Szene von Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg zu gehören.
Fakt ist aber auch, dass das ganze kein LM-Lauf mehr war, sondern ganz locker flockig DM-Niveau hatte und sich geländetechnisch bestimmt auch in der EM nicht verstecken müsste.
Dabei entstehen dann natürlich auch kritische Stimmen, die sich fragen, ob sich der ganze Aufwand für denjenigen noch lohnt, wenn er dann nicht mal eine Runde fahren kann, weil der fahrerische Anspruch Meilen weit von dem anderer LM-Läufe entfernt ist.
Ich finde den Einwand berechtigt, muss aber auch sagen, dass es sehr schade wäre, wenn dem alle Veranstalter mit der Vereinfachung ihrer Rennen Rechnung tragen würden und wir irgendwann nur noch auf Wegen zwischen zwei glatten Ackerprüfungen umherrollern, was dem Endurosport durch behördlichen Bürokratenkrimskrams und Genehmigungswahnsinn (siehe Stalingrad-Beschneidung in W-Dorf oder die geplante Kiesgrubenprüfung im Wald, die der Ackerprüfung bei unserem Lauf weichen musste) ja ohnehin über kurz oder lang drohen wird.
Enduro sollte so sein, wie es in Woltersdorf war und eben nicht stures zwischen zwei bunten Bändchen ´nen glatten Acker Umgepflüge. Ich kann da nur handeln, wie Kai-Uwe beim Wolgast Bericht und meinen vom letzten Jahr zitieren:
„Es ist der richtige Weg, dass Enduro nicht zum Stoppelcross verkommt, nur weil es einigen zu schwer ist – natürlich sollte es fahrbar bleiben, da gibt’s ja Möglichkeiten (wie Umfahrungen), aber es soll eben auch nicht immer der innere Schweinehund, sich nicht schinden zu wollen, bedient werden. Enduro ist Kampf und kein Kaffeeklatsch. … Warum dann in Zukunft auf das, was den Endurosport ausmacht, verzichten – nämlich das Abverlangen von Durchhaltevermögen und den Willen, es allen Schwierigkeiten zum Trotz zu schaffen – also zuerst der Kampf mit sich selbst und der Maschine gegen das Gelände und erst dann gegen die anderen Fahrer. …“
Also Woltersdorfer – macht unbedingt weiter so und behaltet alles bei, was das Gelände, die Versorgung, das Ambiente, den Ehrgeiz bei der Vorbereitung und die Zusammenarbeit mit den Trialern beim Streckenbau angeht. Aber überdenkt eventuell, ob das ganze Drumherum mit den vielen ZKs und vor allem der sehr kurzen ersten unbedingt in allen Punkten einem DM-Lauf entsprechen muss – ihr hättet doch z.B. für die erste ZK der ersten Runde einfach ´ne B-Zeit ansetzen können, damit sich das Stauproblem etwas auflösen kann. Denkt dran, das Gros das Startgeldes bekommt ihr nicht von Leuten wie Kehr und Schröter sondern von den vielen, vielen, die das alles nur aus reiner Freude machen.
Aber nicht falsch verstehen – macht aus eurem Rennen bloß keinen DM-Lauf – das kann sich dann wirklich kein kleiner Sonntags-Hobbyfahrer mehr leisten, wenn er auch noch ´ne teure Tageslizenz kaufen muss.
Ich freue mich jedenfalls, wie es auch schon in diesem Jahr war, tierisch auf den folgenden Novemberpokal und werde garantiert wieder teilnehmen, so wie auch das gesamte Team GELÄNDESPORT NORDOST, denn wir lieben schweres Enduro.
Und an alle Fahrer, die über den zu hohen Schwierigkeitsgrad gemeckert haben: Seid doch mal ehrlich, das lag doch nur am Wetter, dafür kann doch der Veranstalter nix – der kann doch die in wochenlanger Arbeit aufgebaute Runde nicht am Tag vor dem Rennen noch mal umstecken, nur weil ein paar Tropfen Regen gefallen sind. Im letzten Jahr haben alle von der Strecke geschwärmt und viel Lob ausgesprochen, das sollet ihr diesmal auch so machen, denn die Runde war doch ehrlich gesagt noch mal ´ne ganze Ecke aufwändiger, schöner, abwechslungsreicher – in einem Wort: geiler! Dreht in Zukunft einfach auch bei Regen mal eure Sonntagsnachmittagsrunde – das übt nämlich ungemein.
Ich hoffe, es waren nicht zu viele eingeschnappt, weil sie diesmal keine Blechvase bekommen haben, und das Festzelt war nach der Siegerehrung nur so leer, weil alle kaputt waren.
Ich hab’ mich nach etlichen Pilschen und ´ner leckeren aber nicht ganz günstigen Bratwoorschd noch sehr nett mit Jürgen Missler unterhalten, ´nem Woltersdorfer Enduro- und Trial-Urgestein sozusagen – gegen 22:30 Uhr hatten wir das riesige Zelt dann schon fast für uns allein. Irgendwie wollte da wohl keiner mehr feiern.
Aber das könnt ihr ja dann in Linstow nachholen - Ich wünsche euch allen viel Spaß dort – bis zur nächsten Saison …
Gruß Dirk don-r-wetter #614
P.S.: Von uns aus kann es gern auch im nächsten Jahr in Rüdersdorf losgehen – es war umgebungs- und vor allem streckentechnisch echt super … ja fast besser als sonst, da ohne Frostbeulen auf der Straßenetappe in Woltersdorf.
Wir haben am Sonntag vor der Abreise nach ´nem gemütlichen Frühstück sogar noch ´nen ausgedehnten kulturellen Rundgang gemacht – schön war’s.