Gestandene Männer aus M-V weinten bittere Tränen
Linstow: Bei der Landesmeisterehrung in Linstow am Wochenende wurden die vier Teilnehmer von den Motorsportclubs aus M-V an den Six-Days in Chile, der Enduro-WM mit viel Beifall empfangen und immer wieder mussten sie auf die Fragen ihren Sportkameraden antworten. Arne Domeyer vom MC Rehna startete für Deutschland im Trophyteam und hatte besonders durch seine starke Leistung bei den Moto-Cross-Sonderprüfungen großen Anteil am beachtlichen siebten Teil seines Teams. „Besonders die letzte Sonderprüfung vor 15.000 war eine geile Sache in der ich noch mal über mich hinaus wachsen konnte,“ berichtete Arne, der auch konkurrenzlos aus Spaß an der Sache die Championatswertung der M-V-Landes- meisterschaft gewann. Für die weiteren drei Teilnehmer aus MV, dem für Neustrelitz startenden Christoph Lessing, sein Vater war der Teamchef, Jens Hinrichs vom MC Rehna sowie den Rostocker Axel Hechel waren die Six Days zu diesem Zeitpunkt bereits Geschichte und sie ließen vor maßloser Enttäuschung ihren Tränen freien Lauf. Was war passiert? Der 40-jährige Jens Hinrichs, der an den ersten vier Tagen trotz eines verdrehten Knies sowie eines lädierten Daumens alles für das Team gegeben hatte und dennoch keine Minute ans aufgeben dachte wurde von einem DMSB-Funktionär nach einer Durchfahrtskontrolle zum zusätzlichen Tanken gegen die Regel genötigt, da es ja auch zahlreiche weitere deutsche Fahrer getan hätten. „Ich, der ich ohnehin vor Erschöpfung schon auf dem Zahnfleisch lief habe auf ihn gehört obwohl der Sprit noch bis zur nächsten offiziellen Tanke gereicht hätte,“ schildert Hinrichs immer noch maßlos enttäuscht den Zwischenfall. Das Resultat war, dass sich die DMSB-Funktionäre für alle deutschen Fahrer, die gleichfalls wie Hinrichs tanken, mächtig erfolgreich ins Zeug legten und der Rehnaer als „Bauernopfer“ übrig blieb. „Wir erfuhren fünf Minuten vor der Superleistungsprüfung von Jens seiner Maximalbestrafung und da war die Luft raus und auch Christoph und ich verzichteten aus Solidarität auf den Start,“ erklärt Axel Hechel. „Das ist natürlich im hohen Maße bedauerlich, denn bis zu diesem Zeitpunkt lagen wir bei 104 teilnehmenden Mannschaften als bestes deutsches Team auf dem siebten Platz, einer für uns Klasse-platzierung,“ berichtet Christoph Lessing, dessen KTM-Bewerberteam neben dem ADMV als Sponsor die finanzielle Hauptlast dieses abenteurlichen Unternehmens trug. Lessing ergänzt: „Es war körperlich und psychichs eine enorme Anstreung, alleine schon wegen der für uns ungewohnten harten felsigen Wegstrecken und zumindest für mich ist bei den Six Days 2008 in Griechenland erst einmal Pause.
Horst Kaiser
Schon Anfang 2007 beschlossen die Mitglieder der letztjährigen ADMV- Clubmannschaft ihre Six-Days Teilnahme zu wiederholen.
Unser Team besteht aus 5 Mitgliedern:
Axel Hechel KTM 250 E1
Jens Hinrich KTM 450 E2
Christoph Lessing KTM 530 E3
Jörg Lessing Team-Chef und Autor dieses Berichts
Torsten ein Freund von Axel und zuverlässiger Helfer in allen Situationen.
Unsere Reise begann am Dienstag den 6.11.07. Christoph und ich flogen von Berlin nach Paris. Axel und Torsten kamen von Hamburg Jens konnte berufsbedingt erst am Donnerstag die Reise antreten.
Um 23.30 begann dann der gemeinsame Flug nach Santiago. Das heißt 14 unendliche Stunden in unbequemer Haltung zu überstehen. Da wir Nachts fliegen übermannt uns irgendwann der Schlaf. Die letzte Stunde des Fluges werden wir bei herrlichem Wetter mit den ca.6000m hohen schneebedeckten Anden entschädigt.
Endlich in Santiago angekommen erwarten uns 4 Stunden Zeitunterschied und sonniges Wetter bei 25 grad.
Nach einigen Verständigungsproblemen übernehmen wir unseren Mietwagen einen Nissan Phatfinder 3,5 V6 mit Automaticgetriebe. Das gute Stück hat bereits 120000 Km auf der Uhr. Sicherheitshalber lassen wir alle Vorschäden dokumentieren. Es wurden ca. 2 Seiten. Dann begann unsere Fahrt nach La Serena. Eigentlich wollten wir die 500 Km nutzen um etwas vom Land zu sehen aber wir sahen meist nur Felsen und Wüste. Ab und zu lockerte ein riesengroßer Kaktus die doch sehr karge Landschaft auf. Wir bekamen aber dadurch einen ersten Eindruck was die Fahrer zu erwarten hatten. Positiv überrascht waren wir bei unserem ersten Tankstop. Ein Liter Super kostet umgerechnet 80 cent. Aber der Verbrauch von unserem V6 mit ca. 20Liter auf 100 Km relativierte diesen günstigen Preis wieder.
Am Mittwoch 16 Uhr Ortszeit kamen wir in La Serena in unserem Hotel an. Das Fahrerlager befand sich 100 m vom Strand in einer gerade neu entstehenden Hotelanlage. Das übrige deutsche Team war dank Inlandsflug bereits vor Ort und hatte begonnen den Container zu entladen. Jeder Fahrer hat eine Kiste mit 200-300 kg Gewicht. Eine mühselige Angelegenheit ohne technische Hilfsmittel – reine Knochenarbeit. Irgendwann sind alle Kisten entladen aber es ist bereits fast dunkel.
Am Donnerstag beginnen wir die Kisten auszuladen und die teilweise zerlegten Motorräder zu montieren. Anschließend erfolgt eine ausgiebige Probefahrt auf einer eigens dafür vorgesehenen Teststrecke mit 100% Sand. Auch die „spezial“ Maschine von Jens Hinrichs wird in seiner Abwesenheit montiert und getestet.
Abends wird dann noch der ACERBIS (Hauptsponsor) Test direkt am Fahrerlager besichtigt. Dieser Sand-Test wird jeden Tag früh und abends zu befahren sein. Also erst einmal 10 Sonderprüfungen im tiefen Sand. Am Freitag früh fuhren Christoph, Axel und Torsten los um die ersten abgelegenen Sonderprüfungen zu besichtigen. Ich erledigte die Restarbeiten an den 3 Motorrädern.
Am Mittag ist die Papierabnahme und auch Jens trifft endlich ein. Danach folgt die technische Abnahme. Jedes Land hat dafür eine geringe Zeitspanne zur Verfügung. Bei 30 Länder (Insgesamt 105 Club mann- schaften haben gemeldet) und 560 Fahrer dauert die Abnahme 3 Tage.
Am Abend besichtigten wir eine weitere Sonderprüfung direkt am Rand einer ärmeren Siedlung. Wir fanden ein totes Pferd im zerlegten Zustand. Deshalb entstand der Name „Pferdetest“. Den Sonnabend beginnen wir mit der Besichtigung der Tests vom 3.4. und 5. Tages. Ein felsiger Endurotest und 2 Sandtests in der Nähe des Ozeans sind abzulaufen. Alle haben eine Länge von 5-6 Km.
Am Nachmittag um 17 Uhr begannen die Feierlichkeiten der Eröffnungsfeier ein imposanter Aufmarsch aller teilnehmenden Nationen. Selbst die Chilenische Regierungsspitze ist vor Ort.
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Da Jens Hinrichs ein Frühaufsteher ist, besuchten wir zwei am Sonntag vor dem Frühstück noch 2 Tests die er durch seine verspätete Anreise noch nicht gesehen hat.
Vormittags fuhren wir dann gemeinsam ca.100 Km ins Landschaftsinnere um die letzte Sonderprüfung zu besichtigen. Es erwartete uns bei 30 °C ein Test mit 100 % Steinen in einem trockenen Flussbett. Damit hatten wir die letzte von insgesamt 8 verschiedenen Sonderprüfungen erwandert.
Der 1. Tag Montag den 12.11.07
Auf dem Programm stehen 250 Km Fahrstrecke mit 6 Sonderprüfungen. Als Fahrzeit sind 8 Stunden vorgegeben. Von Anfang an ist die starke Staubentwicklung das große Problem. An jeder der Zeitkontrollen haben wir neue Luftfilter hinterlegt die auch dringend gebraucht wurden. Die dichte Startfolge 3 Fahrer pro Minute führte zu extremer Sichtbehinderung besonders in den Sonderprüfungen. Ein überholen ist dadurch fast nicht möglich. So wird Christoph eine Steilauffahrt am „Pferdetest“ zum Verhängnis. Eine ungünstige Spur im Staub endet in einem tiefen Loch. Er muss zurück und noch einmal Anlauf nehmen. Er verliert ca. 1 min. Jens nimmt auch einige Bodenproben aber ohne Folgen.
Axel fährt wie ein Uhrwerk und erreicht von unserem Team die besten Zeiten. Ansonsten verlief der Tag für unser Team ohne Probleme.
Auch das Wechseln des hinteren Reifens ist in der abendlichen Reparaturzeit von 15 min. kein Problem. Torsten und ich waschen noch 15 Luftfilter aus, dann ist auch für uns Schluss.
Das Tagesergebnis lässt hoffen.
DMSB 1 -7.Platz ( Andre Decker, Olaf Redecker, Marcus Wenzel)
DMSB 2 - 11. Platz (Philipp Meine, Steven Nikolei, Florian Ebener)
DMSB 3/ADMV -12.Platz
Einzellwertung:
Axel E1-15. Platz,
Jens E2-22.Platz,
Christoph E3-14.Platz
Leider verliert die deutsche Junior Trophy mit Jörg Haustein nach Sturz und gebrochenem Wadenbein einen seiner besten Fahrer.
2. Tag Dienstag den 13.11.07
Gleiche Fahrstrecke wie am 1. Tag.
In der nächtlichen Jurysitzung wurde beschlossen die Strecke zu entschärfen. Ausschlaggebend dafür waren viele Verletzte und ca. 70 ausgefallenen Fahrer.
Damit nicht weiterer Zeitverlust entsteht konzentrieren wir uns auf den „Pferdetest“. Torsten erklimmt den Steilhang und zeigt unseren Fahrern die noch wenigen befahrbaren Spuren. Mit Erfolg denn die Zeiten sind O.K. Nachmittags nimmt die Fahrtleitung eine schwierige Verbindungsetappe heraus und ersetzt diese durch 35 Km Autobahnfahrt. Dadurch entstehen vor der vorletzten Sonderprüfung 40 min. Wartezeit. Wir entschließen uns kurzfristig den erst für den 3. Tag geplanten Ölwechsel vorzuziehen. Test 5 und 6 werden ohne Probleme bewältigt. Zum Abschluss müssen in den 15 min. Reparaturzeit diesmal Hinter und Vorderradreifen gewechselt werden. Torsten und ich bereiten alles vor. Neues Moose, Reifen und Werkzeug. Wir sind skeptisch ob die 3 es schaffen. Aber unsere Sorge ist umsonst. Jeder Handgriff sitzt. Axel ist sogar schon nach 10 min. fertig. So dass noch Zeit für die übrigen Wartungsarbeiten ist.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
DMSB 1, 7.Platz
DMSB 2/ADMV , 9 Platz
DMSB 3, 20 Platz
Einzellwertung:
Axel E1-13.Platz,
Jens E2-19.Platz,
Christoph E3 12. Platz
Philipp Meine von DMSB 2 zieht sich nach Sturz eine Brustwirbelverletzung zu. Diese erweist sich nach 2 Tagen im Krankenhaus zum Glück „nur“ als Wirbelquetschung. Dirk Peter vom deutschen Trophy Team scheidet mit Kolbenschaden aus.
3.Tag Mittwoch den 14.11.07
Eine neue Streckenführung erwartet uns. Es geht in Gebirge bis auf 1600m Höhe. Also überwiegend Steine, Felsen und steile Auf- und Abfahrten.
Wir erwarten unsere Fahrer an ZK 2. Per Handy ereilen uns schon die ersten Hiobsbotschaften. Axel ist einen Berghang hinunter gestürzt. Dabei ist der Lenker incl. Aufnahme verbogen und auch der Gasgriff gebrochen.
Jens hat den vorderen Kotflügel nach Sturz auf Test 1 eingebüsst. In aller Eile wurden die notwendigen Ersatzteile beschafft. Torsten erweist sich dabei als Organisationstalent. Axels Beschädigung erwies sich als halb so schlimm. Der Lenker lässt sich richten. Der neue Gasgriff muss bis Abends warten.
Wir warten mit neuem Kotflügel auf Jens. Endlich 3 min vor seiner Zeit kommt er, gezeichnet von zahlreichen Stürzen. Das größte Problem ist sein verletztes Knie und ein abgebrochener Fußbremshebel. Zum Glück ist KTM – Chile an dieser ZK stationiert und haben durch Zufall einen Fußbremshebel auf Lager. Er bekommt noch eine Schmerztablette und stempelt in letzter Sekunde.
Zum Glück läuft bei Christoph alles ohne Probleme.
Unsere nächste Station ist Test 3. Eine Sonderprüfung auf 100% losen Steinen. Total ungewohnt für Mecklenburger. Wir überstehen ihn ohne Sturz und ohne weitere Beschädigungen. Die dabei entstehenden Zeitrückstände sind aber erheblich. Danach folgen noch 50 Km Verbindungsetappe durch ein trockenes Flussbett auf Felsen und Steinen. Abends ist nur Zeit für den hinteren Reifen weil jeder noch kleinere Reparaturen durchführen muss (Gasgriff, Lenker, Luftfilter, Speichen usw.).
Anschließend kümmern wir uns um die 15 Luftfilter für den nächsten Tag.
Andere Fahrer hatten natürlich auch Probleme. Marcus Wenzel von DMSB 1 kassiert 30 Strafminuten weil er unterwegs seinen Kupplungsdeckel kleben muss.
Ein 10 cm großes Loch wird mit Bandagen und speziellen Kleber abgedichtet. Bert Mager vom Trophy – Team verbiegt einen Kühler. Man versucht die Undichtigkeit mit „Senf“ zu beheben. Steven Nikolei vom Team DMSB 2 gibt mit verletzter Schulter auf.
Daraus ergibt sich:
DMSB 1, 20.Platz
DMSB 2, 55.Platz
DMSB 3/ADMV, 9 Platz
Einzellwertung:
Axel E1-14.Platz,
Jens E2-21.Platz,
Christoph E3 10. Platz
Nachdem wir abends Jens mühsam in den 3. Stock bugsiert hatten, betrachtete ich sein lädiertes Knie. Es hatte inzwischen den gleichen Durchmesser wie sein Oberschenkel. Ich versuchte ihm klarzumachen das ein Arztbesuch wohl das Beste wäre. Aber er wollte nicht. Alle Überredungskünste waren zwecklos. Irgend wann wurde mir klar das an dem Begriff Mecklenburger – Dickschädel doch etwas wahres dran ist. Zumindest lies er die Behandlung mit „Pferdesalbe“ zu. Wie ich ihm am nächsten Tag auf sein Motorrad bekommen sollte war mir zu diesem Zeitpunkt total unklar.
4.Tag Donnerstag den 15.11.07
Gleicher Streckenverlauf wie am 3.Tag. Wir hatten uns kurzfristig entschieden die Kupplung bei Jens und Christoph vorsorglich zu erneuern. Es waren schon mehrere Fahrer mit ausgeglühten Kupplungen ausgefallen. Dafür stand nur die 10 min Vorbereitungszeit vor dem Start am Morgen zur Verfügung. Abzüglich 1 min Schieben vom Parc - Ferme´ und 1 min zur Startrampe. Verblieben 8 min. Bei guter Vorbereitung sollte es zu schaffen sein. Um sicher zu sein, studierte ich noch die Werkstattanleitung der 2008ér Modelle und stellte ein Paket Reib und Stahlscheiben zusammen.
Das Wechseln meisterte Jens problemlos. Das böse Erwachen kam nach der Startrampe, kein Kraftschluss mit der neuen Kupplung. Also Kupplung wieder zerlegt und des Rätsels Lösung gefunden. Druckfehler in der Reparaturanleitung.
Es müssen 9 Reibscheiben verbaut werden statt 8. Das Ergebnis: 4 Strafminuten an der nächsten Zeitkontrolle. Bei Christoph hatten wir mit der neuen Erkenntnis dann keine Probleme beim Kupplungswechsel.
Als Strategie hatten wir verabredet kein Risiko auf den steinigen Prüfungen, Kräfte sparen für den 5. Tag. Jens sollte sein Knie schonen. Starke Schmerztabletten sollten helfen seine Qualen zu lindern. Der Tag geht dann auch fast problemlos zu Ende. Außer das Jens erneut heftig stürzt und sich seinen linken Daumen zwischen Lenker und Felsbrocken quetscht. Trotzdem schaffen alle 3 am Abend Hinter und Vorderreifen innerhalb der 15 min zu wechseln.
Der erschöpfte Jens Hinrichs am Abend des 4. Tages |
Das Ergebnis lässt hoffen 8. Platz für DMSB 3 lediglich Argentinien hat uns überholt. Aber unser größter Konkurrent DMSB 1 ist bereits auf Platz 11 mit 12 min Rückstand auf uns.
5.Tag Freitag den 16.11.07
Heute sind wieder die üblichen 250 Km mit neuer Streckenführung zu bewältigen. 7 Sonderprüfungen davon 5 im Sand lassen uns hoffen. Unsere größte Sorge gilt Jens. Kann er diesen Tag noch überstehen? Mit Schmerzmittel und eisernen Willen geht er die Sache an. Bis Mittag läuft alles nach Plan. Dann kommt eine knappe Etappe. Jens erreicht die Zeitkontrolle in letzter Minute. Tanken würde Strafzeit bedeuten. Er beschließt ohne zu Tanken die nächste Etappe zu bewältigen. Da diese relativ kurz war wäre es auch problemlos möglich gewesen. Ein deutscher Betreuer hält ihn aber auf und erklärt ihm, er könne sein Motorrad zurückschieben um noch nachträglich tanken zu können. Dies sei im Reglement so geregelt. Beim außen vorbeifahren an der Zeitnahme wird seine Startnummer notiert. Der Tag geht dann problemlos zu Ende. Axel und Christoph fuhren im Sand Super Zeiten. Selbst Andre Decker als Deutscher Vizemeister kann auf Christoph nur 40 sek. Gutmachen. Axel ist mit Olaf Redecker über 7 Sonderprüfungen fast zeitgleich. Jens hält den Rückstand mit riesigen Kraftanstrengungen in Grenzen. Obwohl ich Zweifel hatte erreicht er das Ziel. Wir hatten uns auf den 7. Platz vorgearbeitet. DMSB 1 lag aber bereits auf Platz 8 mit 6 min. Rückstand vor dem letzten Tag. Eigentlich sollte es reichen.
Die deutsche Junior Trophy musste einen weiteren Ausfall hinnehmen. Andreas Beier stürzte auf der letzten Sonderprüfung schwer. Vermutete Brüche stellten sich aber als Prellung heraus.
Heike Petrick vom deutschen Damen-Team verfährt sich leider durch schlechte Ausschilderung, bekommt Strafzeit und fällt vom 1. Platz auf den 3. Platz zurück. Ansonsten eine Super Leistung von ihr. Alle Achtung.
Am Abend sickerten dann erste Gerüchte durch dass der Vorfall an der Zeitnahme Folgen haben könnte. Unser Vertrauen gilt aber dem Teamchef der deutschen Mannschaft. Heiner Schmidt hatte schon manch anderes Problem bei der nächtlichen Jurysitzung gelöst.
6. Tag Samstag den 17.11.07
Am frühen Morgen teilt uns Heiner Schmidt beim Frühstück mit, dass er das Problem mit Jens nicht lösen konnte. Die Jurysitzung sei aber unterbrochen worden und werde heute Morgen fortgesetzt. Er werde aber alles unternehmen um die drohende Disqualifikation zu verhindern. Wir bereiten uns auf das Abschlußmotocross vor. Eine tiefe Sand-Strecke direkt in den Dünen wurde dazu präpariert. 15000 Zuschauer auf provisorischen Tribünen säumten die Strecke. Als Axel am Vorstart stand kam die Hiobsbotschaft. Jens sei endgültig disqualifiziert. Es gäbe auch überhaupt keine Chance daran etwas zu ändern. Für uns brach eine Welt zusammen. Die Enttäuschung war so groß das keiner mehr fahren wollte. Es war eine Entscheidung innerhalb von wenigen Sekunden keiner wusste genau was in diesem Moment richtig ist. Die Nerven lagen einfach blank. So fand das Abschlussrennen ohne uns statt. Am Abend erfuhren wir dass es Probleme mit der Zeitnahme gab und das Abschlusscross nicht gewertet wurde. So war der 5. Tag das endgültige Ergebnis.
DMSB 1-7. Platz
DMSB 3-30. Platz
DMSB 2-66. Platz
Einzellwertung:
E1 Axel: 13. = Silbermedalie
E3 Christoph 11. = Goldmedalie
Parallel dazu äußerte ich dem deutschen Teamchef gegenüber mein Unverständnis über diese Entscheidung. Eine richtige Begründung weder mündlich oder schriftlich konnte uns auch nicht gegeben werden. Auch warum die sonst übliche Variante dass man „unter Protest“ bis zur endgültigen Endscheidung weiterfahren kann konnte uns keiner sagen. Er machte für diese Vorgehensweise den französischen Jungpräsidenten verantwortlich. Nach kurzer Diskussion versprach er mir doch noch einen Versuch zu unternehmen. Er wollte dem chilenischen Rennleiter überzeugen dass Jens erst einmal unter Vorbehalt starten darf. Nach 1,5h bekamen wir die Nachricht dass er ihm gelungen war. Für uns kam es leider zu spät.
Am Sonntag verpackten wir die Motorräder und Container. Am Montag die Rückfahrt nach Santiago und Nachmittag der Rückflug nach Paris. Am Dienstagnachmittag landeten wir nach 14 Tagen in Berlin und Hamburg.
Resümee: Es hat mir sehr viel Spaß gemacht solch ein Unternehmen vorzubereiten und an der Durchführung mitzuwirken. Außerdem konnte ich wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Diese Leistungen sind nur möglich wenn 3 Freunde zu einer Mannschaft verschmelzen und einer für den anderen da ist. Jeder motiviert sich an der Leistung des anderen. Keiner gibt auf. Am Ergebnis konnte man sehen, dass Zeiten gefahren wurden, die euch keiner zugetraut hat und das Endurofahrer aus der Mecklenburgischen Meisterschaft sich auch International gut behaupten können. Auch wenn das Ergebnis eure Leistung nicht widerspiegelt, seid ihr für mich und viele andere das beste Team aus Deutschland gewesen. Wenn sich die Möglichkeit ergäbe würde ich jeder Zeit noch einmal solch eine Mannschaft betreuen.
Jörg Lessing